„Der Wald ist kein bloßes Holzlager, sondern ein lebendiges Kunstwerk der Natur.“
Alexander von Humboldt
Der Wald ist ein komplexes Ökosystem, in dem viele Komponenten hineinandergreifen. Wenn man sie läßt. Gern möchten wir hier auf einige Aspekte zum Thema Wald aufmerksam machen und auf interessante Quellen verweisen.
Durchschnittliche Leistungen des Waldes pro Hektar und Jahr
15-30 Tonnen Sauerstoff werden freigesetzt
50 Tonnen Ruß und Staub werden aus der Luft gefiltert
80 000 bis 160 000 Kubikmeter neues Grundwasser werden gebildet
11 Tonnen CO2 werden gebunden
Wälder haben nachweislich eine kühlende Wirkung auf ihre Umgebung, sie halten Feuchtigkeit und können Wolken und damit sogar Regen machen.
Ohne Wälder gäbe es vielerorts nur Wüsten.
Umso naturbelassener ein Wald ist, umso besser ist er in der Lage, seine ökologischen Funktionen zu erfüllen. Wichtig für Wälder ist in erster Linie, dass sie dicht sind, also u.a. ein möglichst geschlossenes Kronendach aufweisen, nur so kann es kühl und feucht bleiben. Des weiteren ist eine natürliche Zusammensetzung mit heimischen Baumarten wichtig, weil nur so das natürliche Zusammenspiel im Ökosystem gewährleistet ist mit all seinen komplexen Wechselwirkungen und Symbiosen. Und dies sind bei uns vorwiegend Buchen, Eichen und andere Laubbäume. Fremde Baumarten sind Störfaktoren, was sie u.a. auch anfälliger für Schädlinge macht, wie man am Borkenkäferbefall bei den Fichten sieht. Für ein gesundes Waldökosystem sind alte Bäume wichtig, da viele Arten nur hier den passenden Lebensraum finden, wie z.B. einige Fledermausarten. Unverdichtete Böden und Totholz dienen gesunden Wäldern als wichtiger Wasserspeicher.
Leider sind die genannten Bedingungen bereits durch die Forstwirtschaft in vielen Regionen gefährdet, so auch in unserem Wald. Wälder werden aufgelichtet – also Bäume entnommen – oder es werden Kahlschläge vorgenommen. Dadurch geraten die zurückgebliebenen Bäume in Hitze- und Trockenstress, was zu Schäden führt. Auch in unserem Wald mehren sich die Stellen, an denen man mitten im Wald unter offenem Himmel steht – eine fatale Entwicklung. Ortsfremde Bäume werden eingebracht – Fichten, Lärchen, Eßkastanien, um nur einige zu nennen – und stören das empfindliche Ökosystem. Der wertvolle Waldboden wird durch große Maschinen bei der Holzernte verdichtet und damit für immer zerstört, Totholz teilweise abgeräumt, so dass der Wald nicht mehr in der Lage ist, genügend Wasser für heiße Sommer zu speichern. Richtig alte Bäume gibt es zum Beispiel in unserem Wald gar nicht mehr, in vielen anderen Wäldern sieht es nicht besser aus. Hier muß endlich ein Umdenken stattfinden. Wälder nun im Namen des Klimaschutzes noch weiter zu schädigen, ist ein fataler Irrweg.
Wußten Sie, dass deutsche Wälder zu fast 100 Prozent gepflanzt wurden, es sich also um Plantagen handelt? Echte Urwälder – also Wälder die natürlich entstanden sind und nie bewirtschaftet wurden – gibt es bei uns leider so gut wie nicht mehr, obwohl diese nachweislich besser mit Wetterextremen umgehen können. Die höhere Anfälligkeit von Plantagen ist, unter vielen anderen Aspekten, darin begründet, dass die Bäume aus Baumschulen kommen und ihre Wurzeln beim Umpflanzen in den Wald stark beschädigt werden. An diesen Schäden am zentralen Teil des Baumes leiden Plantagenbäume ein Leben lang. Ihr Wuchs, ihre Fähigkeit aus der Tiefe Wasser aufzunehmen aber auch ihre Standfestigkeit wird nie an die natürlich gewachsener Bäume herankommen. Deshalb spricht sich die neue ökologische Forstwirtschaft dafür aus, Wald allein zurückkommen zu lassen, wo Kahlschläge oder Lücken „entstanden“ sind. Da Wald der natürliche Zustand unserer Landschaft ist, hat die Natur über Jahrmillionen faszinierende Strategien entwickelt, damit die für den jeweiligen Standort günstigen Baumsamen an freie Flächen gelangen.
Die wichtigste Erkenntnis für uns: Der Mensch sollte sich möglichst zurückhalten. Wälder regenerieren am besten selbst und Forstwirtschaft sollte naturschonend stattfinden. Außerdem wären Schutzräume wünschenswert, also Waldgebiete, die man ganz aus der Bewirtschaftung herausnimmt. In unserem Wald wurden hierfür bereits sogenannte Waldrefugien geschaffen, eine erfreuliche Tendenz. Konzepte für eine naturschonende Forstwirtschaft gibt es bereits seit vielen Jahren und mehr und mehr Kommunen bewirtschaften ihre Wälder auf diese Weise. Sie haben begriffen: Ohne Wald, kein Leben.
Wälder spielen eine wichtige Rolle für den Wasserkreislauf und die Temperatur der Erde.
Buchempfehlung:
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NABU: Holz bleibt am bestem im Wald, Zustand der deutschen Wälder besorgniserregend

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„Mancher geht durch den Wald und sieht dort nichts als Brennholz.“
Leo Tolstoi
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Dr. Lutz Fähser – einer der bekanntesten Förster Deutschlands und Begründer des Lübecker Konzeptes – hat am 24.4.2023 in Nußloch einen Vortrag zum Thema „Strategien der Waldbehandlung in Zeiten der Klimakrise“ gehalten. U.a. waren einige Nußlocher Gemeinderäte und auch der Bürgermeister vor Ort. In Nußloch wurden bereits große Teile des vorgestellten Lübecker Konzeptes umgesetzt, so wie übrigens auch in zwei Dritteln der deutschen Landeshauptstädte und vielen anderen Regionen Deutschlands. Berlin zum Beispiel bewirtschaftet seine 28.000 Hektar Wald nach diesem Konzept, aber auch Stuttgart, Speyer, Kaiserslautern u.v.m. Alle haben verstanden, dass sich die Behandlung unserer Wälder ändern muß, um sie durch die kommenden Jahre zu bringen.
(Dr. Fähser war bereits im Okt 2022 in Nußloch, mehr dazu siehe weiter unten.)
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„Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes aus dem Jahre 1975 ist aufgrund erheblicher Mängel dringend erforderlich. Es fehlen insbesondere verbindliche Vorgaben für eine ökologische Bewirtschaftung der Wälder. Diese müssen den Schutz des Waldbodens, des Wasserhaushaltes, den Erhalt der Biodiversität und der Ökosystemleistung des Waldes sicherstellen. Der nunmehr vorliegende Entwurf wird diesen Aufgaben nicht gerecht“
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Die Bürgerinititative Waldwende Neckargemünd engagiert sich für eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Waldbehandlung in Neckargemünd. Gern möchten wir hier auf diese BI aufmerksam machen und auf einen ihrer interessanten Filme „Hiebsmaßnahmen im Wald von Neckargemünd“ hinweisen.
Die Waldwende schreibt: „Öffentliche Wälder wie Stadtwälder und kommunale Wälder sind die demokratischsten Waldformen: Sie gehören den Bürgern, die über die Nutzung mitbestimmen dürfen.“
„Das Bundesverfassungsgericht hat 1990 in einem Grundsatzurteil betont, dass öffentliche Wälder vorrangig Umwelt- und Erholungsfunktionen dienen und nicht der Holzernte.“
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Der Wald – Die geheime Sprache der Bäume
Planet Wissen ∙ WDR
Kahlschlag, Waldsterben, Forstwirtschaft – der Deutsche Wald musste so einiges verkraften. Naturbelassenen Wald gibt es hierzulande fast gar nicht mehr. Ein Waldbesuch mit dem Förster Peter Wohlleben und der Frage: Was für einen Wald brauchen und wollen wir?
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Der international bekannte Förster Dr. Lutz Fähser hat das sogenannte Lübecker Konzept für naturnahe Wirtschaftswälder entwickelt. Dieses Konzept wurde vom Bundesamt für Naturschutz als das beste Konzept zur Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel deklariert. Durch die geringen Kosten ist dieses Konzept sogar wirtschaftlicher als die konventionelle Forstwirtschaft. Hauptsächlich geht es darum, möglichst wenig in die natürlichen Abläufe im Wald einzugreifen und die Entnahme von Bäumen einzeln und mit Rücksicht auf die Natur zu gestalten.
Dr. Lutz Fähser war am 15.10.2022 zu Gast in Nußloch. Die folgenden drei Filme berichten über seinen Besuch.
„Wälder sind Anpassungskünstler – seit Jahrmillionen.“
Dr. Lutz Fähser
„Gerade durch den Klimawandel haben wir heute die Verpflichtung, Wälder möglichst dicht zu halten. Aufgelichtete Wälder werden die steigenden Temperaturen nicht überleben.“
Dr. Lutz Fähser
„Der widerstandsfähigste Wald ist der natürliche Wald, der sehr dicht ist und bei uns vorwiegend aus Buchen und Eichen besteht. Nichtheimische Bäume, wie Fichten oder Douglasien sind Fremdkörper und damit Streß für das Ökosystem Wald.“
Dr. Lutz Fähser
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Auf dieser Online Platform werden Daten zur Veränderung von Wäldern weltweit ermittelt und bereitgestellt. Man kann in die Karte hineinzoomen und die Daten zu jedem Wald ansehen, auch zu unserem.
„Was wir den Wäldern der Welt antun, ist nur ein Spiegelbild dessen, was wir uns selbst und einander antun.“
(Mahatma Gandhi)





